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Raja Schwahn-Reichmann


Wolfgang Schwahn - Reichmann


Yasmina Haddad


Rita Nowak


Renate Quehenberger


Alex Amann


Alina Kunitsyna

 

Hintergrund

von Wolfgang Schwahn - Reichmann


Kürzlich fand in China eine große Konferenz zur Gründung einer neuen Seidenstraße entlang der historischen Routen statt. Sie sollte am duisburger Rheinhafen enden. So wird nun ganz unverhofft die Kunst und mit ihr die Vielfalt der Kulturen, die sie verbindet wieder aktuell. Eine Facette wird nun hier vorgestellt.

Das Charakteristische einer figuralen Zeichnung aus dem Orient ist ihr erzählendes Wesen. Das hat eine Tradition, die in das frühe Mittelalter oder noch viel weiter zurückreicht. Von Indien ausgehend verbreitete sich rasch diese Kunst und verband sich in Zentralasien und im westlichen China zu einer eigenen Ausdrucksform, die mit den dort vorherrschenden vorislamischen Religionen wie Buddhismus, unter dem Tengrismus zusammengefasste „Schamanismen“ und Manichäismus sowie den örtlichen Sagen- und Mythenschätzen im Zusammenhang stand. Geschichten und religiösen Belehrungen wurden von Mund zu Ohr weit in den Westen Asiens getragen. Dabei hatte sich eine theatralische, schauspielerische Erzählweise entwickelt, die sich heute noch ansatzweise in den tibetisch-lamaistischen Lehrkonzepten erhalten hat. So gehören Tanz, Gestik, Pantomime zu dieser Erzählweise dazu.
Erste Darstellungen der Erzählungen und Lehren waren nicht schriftlicher sondern bildnerischer Natur. Besonders der Manichäismus bediente sich eines reichen Bilderschatzes, der leider in wenigen Beispielen noch in den zentralasiatischen Höhlenstädten an der Seidenstraße, Kizil und Dun Huang, überliefert ist. Der persische, teils historische teils mythische Prophete Mani, dessen zeichnerisches Talent berühmt und Grundstock des Bilderreichtums wurde, begründete im 2. Jh. eine Universalreligion, die buddhistische Elemente mit zoroastrischen, christlichen und jüdischen verband. Sie verbreitete sich schnell entlang der Seidenstraße und wurde sogar für mehrere Jahrhunderte in Teilen Zentralasiens Staatsreligion.
Die aus China, Tibet und Nepal eingeführte Papierproduktion nutzen die Künstler der beginnenden islamischen Zeit und entwickelten aus der bisher gebräuchlichen Wandmalerei eine eigene Tuschtechnik auf Papier oder Seide, die sie „Qalam-i-siy?h? nannten. Dabei trugen sie schwarze Tinte oder braune Wasserfarbe mit Rohrfeder (Qalam) oder feinen Pinseln strichelnd auf.
Einen ähnlichen Namen trägt ein Künstler oder eine Künstlergruppe des 14.Jh., Muhammad Siyah Qalam aus den nördlichen Regionen des Irans, Khurasan oder Täbriz. Es sind zwei Alben im Topkap?-Palast in Istanbul überliefert, die diskutierende, tanzende, Nomaden, Priester, Derwische beinahe cartoonhaft wiedergeben, wobei besonders diese Ausdrucksweise in den Darstellungen von Dämonen, den Djinns, gesteigert wird. Dämonen werden menschlich und Menschen zeigen dämonische Züge. Diese Darstellungen wirkten selbst am türkischen Hof als wild und befremdlich und man nannte sie und mit ihnen die Qalam-i- siy?h? - Technik als „S?z“ – „Dschungel“. In diesen Alben wird einen Einblick in eine unbekannte alte Kunstform der Steppenvölker gewahr, von der nur noch wenig uns heute überliefert worden ist.
Ihr Wesen, die Kunst nicht als Illustration von Geschichten anzuwenden, sondern selbst zur Erzählung werden zu lassen, blieb jedoch für den vorderen Orient erhalten.
(2 Nachahmungen der Zeichnungen Siyah Qalam sind als kolorierte Radierungen auf Nepalpapier im Anhang)

 

Bild 1:
Die beiden hockenden Gestalten halb Mensch halb Dämon sind dem Bilderschatz Siyah Qalams entlehnt, doch dem einen, der mit seiner magischen Flasche angibt, entweicht Bedrohliches. Wilde Tiere beobachten das Geschehen, was nun eine eigene Geschichte in Gang setzt.
Bild 2:
Die aktuelle und zunehmende Bedrohung der gesamten Menschheit zeigt sich in dem veränderten Denken einiger aktueller Politiker, die es in der Hand zu haben scheinen, die Welt in ein Flammenmeer zu verwandeln. Ich erfuhr Auseinandersetzungen um den von Präsident Trump verhängten Einreisestopp bei einem Aufenthalt am New Yorker Flughafen. Das Erlebnis, wie schwach plötzlich demokratische Grundwerte werden können, erzeugte nachhaltig Bilder dämonischer Bedrohungen des Weltfriedens. Aus dem Bilderstrom der Seidenstraße schöpfte ich den taoistischen Donnergott Lei Gong, der mit Adlerklauen auf einem (oder zwei) goldenen Rädern durch den Himmel fährt und seinen Hammer und Meißel in die Wolken schlägt. Er kämpft nun gegen den erstarkenden menschlichen Despotismus, der mit selbst erzeugten schwarzen Blitzen die Welt verdunkeln und ihre Ordnung auf den Kopf stellen will.

             Bild 3.
             

 

Bild 3:
Der Wald oder Dschungel von Banepa – östlich von Kathmandu ist mythologisch bei den Einheimischen als Wald der Muttergöttinnen bekannt und wichtig. „Ban“ heißt auf Newarisch Wildnis. Er steht für mich als Synonym für alle Wälder und offenen Stellen der Erde, die noch nicht kulturell genutzt, verändert und ausgebeutet wurden. Die Muttergöttinnen dort standen hilflos vor einem Dämonenheer, angeführt vom Dämon Chand, dem der unvorsichtige Gott Shiva mit übermächtigen Kräften ausgestattet hatte. Das Waldgebiet ist dem Himalaya, der Götterburg vorgelagert. Man konnte sich darin leicht verirren, auch Dämonen. So versorgten die Götter rasch die Göttinnen mit Waffen, mit denen sie die Dämonen verleiten und schlagen konnten.
Nun bedrohen die Menschen den Dschungel und breiten ihre Nutzungsgebiete immer weiter aus. Ähnlich wie für die Dämonen hat der Wald für sie etwas Bedrohliches
So soll ein schamanistische Geisterpaar, Ban-Jakhri mit seiner Ban-Jakhrini, den Dschungels schützen. Ähnlich wie der uns besser bekannte Yeti in den Bergen nimmt es in der nepalesischen Vorstellungswelt drei Formen an, die sich nicht nur ergänzen, sondern zusammen für die Bewohner eine Realität bilden. Einmal sind sie Waldgeister, dann animalische Relikte eines vergangenen Erdzeitalters und drittens menschliche Schamanen mit übernatürlichen Kräften.
Erzählungen berichten, dass geeignete Jugendliche in den Dschungel gelockt und von ihnen innerhalb von drei Wochen zu Schamanen ausgebildet würden. Sie wären zeit ihres Lebens mit diesen Geistern verbunden – sonderbare aber typische  Verhaltensweisen, die wir als traumatisch oder sogar paranoid gern bezeichnen würden, wären dafür ein Indiz.
Deutlich drängt sich das Märchen vom Eisenhans auf und auch moderne Mythen über den amerikanischen „Bigfoot“, dem unheimlichen Naturmensch.  

Hier steht nun Jhakrini am Ende der Geschichte stellvertretend für die Verbindung zur unberührten Natur, deren stetiger Wandlungscharakter als Bedrohung empfunden wird. Eingewoben und begattet vom Pollen des unendlichen Sternennetzes gebiert sie neu und neu und neu. Die Onko-Iris, eine stellvertretende Königin der Pflanzen, von der es zahllose Arten zwischen der Türkei und Afghanistan gibt, breitet die Szene über vorderasiatische Gebirge aus.

Anhang:

               
                               

               
                2 kleine Nachahmungen von Zeichnungen Siyad Qalams in Radierung auf
                   nepalesischem Papier

 

   

 

 

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